Pfarrkirche Rentsch

Führung des Heimatschutzvereins durch die Rentscher Pfarrkirche

Eine wenig bekannte Bozner Kirche

johann-ulrich-glantschnig-hl-laurentius-hl-apollonia-rentsch-webAuf Initiative von Johanna Ramoser, Gemeinderätin aus Rentsch und Vorstandsmitglied des Heimatschutzvereins Bozen, veranstaltete der Verein vor kurzem eine Führung durch die Rentscher Pfarrkirche St. Laurentius. Helmut Rizzolli, Historiker und Obmann des Heimatschutzvereins, verwies eingangs auf das hohe Alter der Siedlung Rentsch sowie auf ihre strategische Bedeutung in Römerzeit und Mittelalter. Zudem erinnerte er an die abenteuerliche Restaurierung des sagenumwobenen Rentscher Ziehbrunnens Ende der 1970er Jahre. Der Kunsthistoriker Hanns-Paul Ties, ebenfalls Vorstandsmitglied des Vereins, erläuterte, nach einem kurzen Überblick über die Geschichte der Rentscher Pfarrkirche sowie der benachbarten, 1785 profanierten und in der Folge zum Widum umgebauten St.-Paulus-Kirche, das Bildprogramm der in der Kirche befindlichen Wandmalereien und Altarbilder. Musikalisch untermalt wurde die Führung, die bei den Vereinsmitgliedern und bei der Rentscher Bevölkerung auf reges Interesse stieß, vom Rentscher Bäuerinnenchor. Wie Ties hervorhob, gehört die Rentscher Pfarrkirche zu den vergleichsweise wenig bekannten und erforschten Bozner Kirchen. Dabei ist sie nicht nur wegen ihres hohen Alters – sie wird um 1090 erstmals erwähnt –, sondern auch wegen ihrer bildlichen Ausstattung von nicht geringem Interesse. Von der mittelalterlichen Kirche haben sich nur der Turm und die Rundapsis mit Fresken von ca. 1360 erhalten. Eine Besonderheit dieser Fresken liegt in der Kombination der zwei typisch romanischen bzw. gotischen Bildtypen Christi als repräsentativ thronender Weltenherrscher und als Schmerzensmann. Innerhalb der Ausstattung der um 1822 errichteten neuen Kirche kommt dem von Johann Anton Völser gemalten rechten Seitenaltarblatt mit der Hl. Philomena von Rom ein besonderes kulturhistorisches Interesse zu. Das Gemälde belegt, dass der Kult dieser erst kurz nach 1800 ,erfundenen‘ frühchristlichen Märtyrerheiligen, die rasch zur „Wunderthäterin des neunzehnten Jahrhunderts“ schlechthin stilisiert wurde, zur Zeit der katholischen Restauration auch in Tirol auf fruchtbaren Boden fiel.