Helmut Rizzolli und Marcello Beato zeigen Dachlandschaft und Malereien in saniertem Laubenhaus
Bevor der Eingang des Laubenhauses in der Dr.-Streiter-Gasse 53 betreten und zur Dachterrasse emporgestiegen wurde, erzählte der Obmann des Heimatschutzvereins Bozen-Südtirol (HSV), Helmut Rizzolli, einiges über die Entstehung dieser historischen Gasse.
Vor Kurzem hat der Heimatschutzverein Bozen zu einem interessanten Rundgang geladen. „Wir befinden uns hier am Stadtgraben beziehungsweise bei der ehemaligen Stadtmauer. Der Graben musste gespeist werden, und dies erfolgte über die Talfer nahe Schloss Maretsch. Wenn wir von den Laubenhäusern sprechen, so weisen diese stets eine Fassadenbreite von etwa 4 Metern auf, sie sind jedoch bis zu 70 Meter tief“, berichtete Rizzolli.
Zu Beginn seien die Laubenhäuser einstöckig gewesen, erst später wurden sie aufgestockt. Einzig durch die Lichthöfe waren sie überhaupt bewohnbar. „Die ursprünglichen Eingänge lagen von der Streitergasse aus betrachtet einen Stock tiefer, in der Marktgasse, das sind die heutigen Lauben. Dort wurden seinerzeit regelmäßig Messen abgehalten.
Da hier viele bunte Tücher von Händlern vor allem aus dem Gebiet von Bergamo feilgeboten wurden, bezeichnete man sie auch als die welschen Lauben“, erklärte Rizzolli. Beim Rundgang durch das Laubenhaus – insgesamt sind 5 Stockwerke auf steilen Treppen zu bewältigen – berichtete der HSV-Obmann von den einzelnen Räumen des umgewidmeten Gebäudes, wo unter anderem eine frühbarocke Decke mit der typischen Muschel und eine Rokoko-Decke zu sehen sind.
Diese ist mit dem „Auge Gottes“ in ihrer Mitte versehen. An der Dachterrasse angelangt, hat man einen herrlichen Rundblick über die Dächer der Altstadt, von den bedeutenden Kircheneindeckungen der Franziskaner- oder Stadtpfarrkirche bis hin zum Hörtenberg, nach Kohlern bis zum Rosengarten und zur Mendel. „Es sind vor allem die Mönch- und Nonne- Eindeckungen, welche die Dachlandschaft beherrschen. Das wohl schönste Dach dürfte jenes der Franziskanerkirche sein, eine Blecheindeckung wäre verheerend.
Übrigens, es sind 44 Ziegel, die für einen Quadratmeter Eindeckung verwendet werden“, erklärte Rizzolli. Der Kunsthistoriker Marcello Beato informierte schließlich über einen besonderen Raum im erwähnten Laubenhaus, das erst vor wenigen Jahren saniert wurde: „Wir befinden uns in einem Zimmer aus dem 14. Jahrhundert, das nahezu vollständig erhalten ist. Im Jahr 2017 wurden, da eine Umgestaltung des Hauses anstand, üppige Wandmalereien entdeckt. Zu erkennen sind dabei Textil-Imitate, Pflanzen und Motive von Blüten und Knospen, aber auch ein Stier, ein Engel und die 4 Evan- gelisten, wobei es manchmal ein geschultes Auge dafür braucht.“ In diesem Raum, der als Schreibstube diente, habe ein Notar namens Johannes Hasler gearbeitet, er sei für die Vintler tätig gewesen. „Ein schwarzer Adler auf weißem Grund, wenn auch nur als Fragment, weist auf das Wappen der Hasler hin“, erklärte Beato. Weiters seien auch Tische, Stühle und Schränke für die Verwahrung der Verträge und Dokumente, oftmals Nachlässe und Testamente, vorhanden gewesen. Abschließend betonte Helmut Rizzolli, dass „wertvolle Dachlandschaften ein Kulturgut darstellen und von den Gemeinden zu schützen sind.“