Mittelalterliche Bauten und neuzeitliche Villen besichtigt – Paugger-Turm eine Besonderheit
Zu einem kulturell-architektonischen Spaziergang lud kürzlich der Heimatschutzverein Bozen-Südtirol gemeinsam mit der Architekturstiftung. Besichtigt wurden bekanntere wie auch für manche völlig unbekannte Gebäude längs der Runkelsteiner Straße, die ein Juwel an architektonisch wertvollen Bauten beherbergt.
„Bozen war früher eine Stadt ohne Raum, sie wies lediglich 0,69 Quadratkilometer an Fläche auf. Im Vergleich zu Zwölfmalgreien und Gries war die Ausdehnung verschwindend klein. So entwickelte sich der Bau von Gebäuden weitgehend außerhalb der ursprünglichen Stadt“, erklärte Obmann Helmut Rizzolli.
Eine der bedeutendsten Bauten stellt dabei das Palais Toggenburg dar. Allgemein bekannt wurde es, da sich hier Ende des 18. Jahrhunderts die Tiroler Landstände versammelten und im Jahr 1796 das Herz-Jesu-Gelöbnis zum Schutz gegen den Einmarsch der Franzosen ablegten. Bevor das Palais zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Besitz der Kaufmannsfamilie Menz gelangte, diente es als Gerichtssitz der Herren von Wangen, anschließend besaßen es die Herren von Völs bzw. jene von Wolkenstein.
Annette von Menz gehörten weiters 2 Laubenhäuser, mehrere Besitztümer am Ritten und auch Burgen. Mit dem Palais, der heutigen Goetheschule und dem Franziskanergymnasium könne man von einem Gefüge harmonischer Bauten in diesem Viertel sprechen, erklärte Rizzolli.
Der nächste Halt war der mittelalterliche Paugger-Turm, der sich in der Runkelsteiner Straße 17 befindet. Ein genaues Baudatum könne nicht genannt werden, er müsste aber vor 1395 errichtet worden sein und dürfte als Wehrturm von Schloss Maretsch gedient haben.
„Ursprünglich war dieser Turm im Besitz der Familie Kager, einer damals bekannten Bankiers- und Kauf- mannsfamilie, denn diese besaßen alle Grundstücke bis hin zur Gerstburg und hinunter bis zum Palais Toggenburg.“ Architekt Wolfgang von Klebelsberg ergänzte noch, dass der Turm aus dem frühen Mittelalter stammen dürfte: „Die Fugen sind beispielsweise hervorragend ausgeführt.“
Zum Unterschied zu den Laubenhäusern sei der Turm stets im Lot, was auf einen fachlich versierten Steinmetz zurückzuführen wäre. Nach einem gelungenen und behutsamen Umbau durch das Architekturbüro Zöggeler sind im Turm nun 3 Wohneinheiten vorhanden.
Anschließend besichtigt wurde das Gebäude Lindenburg am oberen Ende der Straße, das 1237 zum ersten Mal erwähnt wird und ursprünglich dem Geschlecht der Vintler gehörte. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein ansitzähnlicher Bau, der um 1440 als Weinhof entstanden sein dürfte.
Architekt Klebelsberg datierte ihn allerdings um das Jahr 1300: „Das Gebäude ist seit 1975 unbewohnt, es ist aber eine größere Renovierung geplant. Derzeit sind 2 Wohngeschosse und ein Erdgeschoss vorhanden.“ Er- wähnt wurden weiters die früher vorhandenen Mühlen in dieser Gegend, wie beispielsweise die Winkler-, Kager- und Brüggler- Mühle; als letzte in der Mühlenlandschaft noch in Betrieb ist jene der Familie Silbernagl.